Gamsbart Olympiade - Mittenwald
- Herbert Russer
- 24. Sept. 2016
- 3 Min. Lesezeit
Gamsbart-Olympiade
Anfang Oktober steht in Mittenwald der alpenländische Hutschmuck im Rampenlicht. Bei der 28. Gamsbart-Olympiade kann man nicht nur den spannenden Wettbewerb um die schönsten Bärte miterleben.

Mittenwald - Von 7. bis 9. Oktober 2016 findet die „28. Gamsbart-Olympiade“ in Mittenwald statt. Der internationale Wettbewerb dreht sich um den schönsten Hutschmuck des Alpenraums. Dabei kann jeder Besitzer eines Gams-, Hirsch- oder Dachsbarts der Jury und dem Publikum seine prächtige Trophäe präsentieren. Die Teilnehmer kommen meist aus Bayern, Österreich, Südtirol, Italien und Slowenien. Gamsbärte trägt man dort stolz als Hutschmuck zu Tracht oder Jagdkleidung, sie sind ein Zeichen alpenländischer Lebensart.

„Bartbinden ist keine Arbeit, sondern Kunst“, erklärt Organisator Hans Schober. Der Mittenwalder nimmt auch 2016 wieder an der Gamsbart-Olympiade teil und zählt zu den Favoriten. Mehrmals holte er bisher Gold in der Königsklasse, das sind Gamsbärte von über 19 cm Länge. Schober erlernte die Kunst vor 35 Jahren und weiß genau, worauf es bei dem alpenländischen Traditionsgut ankommt. Der Gamsbart wird ausschließlich in Handarbeit gefertigt, aus Grannenhaar vom „Aalstrich“ am Rücken des Gamsbockes. Ebenfalls aus Rückenhaar entsteht der Dachsbart, der Hirschbart dagegen entstammt der Halsmähne. Entscheidend für eine Medaille sind die Länge und Qualität der Haare, die Schönheit des hellen Reifens an der Spitze, die Dichte sowie der allgemeine Eindruck. Das A und O für einen guten Bart sei hochwertiges Haar, eine Rarität. Darüber hinaus brauche es jedoch sehr viel Geschick und Erfahrung. „Je nach Bart arbeite ich 30 bis 150 Stunden dran", erzählt Hans Schober. Für „Oktoberfest-Trachtler“ hat er jedoch wenig übrig.
Alle Teilnehmer der Gamsbart-Olympiade geben ihre Bärte am Sonntag, dem 9. Oktober morgens im Rathaus ab. Danach tagt die sechsköpfige Jury, bis die Sieger ab 16 Uhr geehrt werden. Davor kann man sich beim Frühschoppen unter Trachtler und Waidmänner mischen. Die Plattlerkinder des Gebirgstrachtenvereins Mittenwald treten dann ebenso auf wie die Hammersbacher „Goaslschnöller“, der Ferchenseeklang und die Gletscherschliff-Musi. Bemerkenswert ist auch die Tombola des Trachtenvereins Mittenwald mit hochwertigen Preisen aus der Welt der Jagd und des Brauchtums. Ihr Erlös kommt sozialen Zwecken zugute, etwa der Trachtler-Jugend. Hauptgewinn ist ein Gams-Abschuss, gestiftet von den Bayerischen Staatsforsten. Am Freitag, dem 7. Oktober führt Berufsjäger Karl Hörmann eine Wanderung zum Soiernhaus, dem Refugium König Ludwigs II. Über ihn erfährt man dabei einiges, vor allem aber über die Jagd im Karwendel. Am Abend des 8. Oktober heißt es „Bühne frei“ für das Mittenwalder Bauerntheater.
Hintergrund der alpenländischen Tradition „Kopfschmuck kannte man schon bei Urvölkern“, erklärt Hans Schober. So waren langes Haar, Trophäen oder Hüte mit Schmuck ursprünglich Ausdruck höheren Standes. Zwar hatte Kaiser Maximilian laut Schober um 1500 schon den „Radlbart“ getragen (das Gamshaar mit Haut zu einem Rad gedreht). So richtig „modern“ wurde der Gamsbart in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Erzherzog Johann von Österreich. Der volksnahe Adelige und Gamsjäger aus Leidenschaft war oft mit der Jagdtrophäe auf dem Hut zu sehen. Schon bald wurde der Gamsbart zum Inbegriff der damaligen Mode und ländlicher Gepflogenheit. In Bayern trug vor allem Prinzregent Luitpold – auch Trachtenträger und Jäger – zur Popularität des Hutschmucks bei.
1960 rief man die Gamsbart-Olympiade ins Leben. Bad Goiserns Kurdirektor prägte damals den Begriff, als er spontan urteilte: „Da geht’s ja zua wia bei einer Olympiade!“ Nach einem gerichtlichen Vergleich darf der Begriff trotz Einspruch des olympischen Komitees verwendet werden.
Kontakt: Organisator: Hans Schober, Bartbinder und mehrfacher Gewinner der Königsklasse – Tel: (08823) 5562
Alpenwelt Karwendel, c/o Tourist-Info Mittenwald, Tel. (8823) 33 981, E-Mail: veranstaltung@markt-mittenwald.de, Internet: www.alpenwelt-karwendel.de